Registerstudie zu Interferon beta in der Schwangerschaft
Hakkarainen KM et al., Ther Adv Neurol Disord. 2020
Die Autorin untersuchte, gemeinsam mit ihrem Team, 2831 Schwangerschaften aus den finnischen und schwedischen Gesundheitsregistern. Von den untersuchten Schwangerschaften waren 797 mit IFN beta exponiert und 1647 nicht DMT exponiert.
Studie kompakt
Die Autorin zieht folgende Schlüsse:
- Die aktuellen Ergebnisse einer registerbasierten Kohortenstudie aus Finnland und Schweden zeigen kein erhöhtes Risiko unerwünschter Schwangerschaftsausgänge bei Frauen, die sechs Monate vor oder während der Schwangerschaft Interferon beta erhalten hatten, im Vergleich zu Frauen, die keine DMT Therapie in dieser Zeit erhalten hatten.
- Die Studienergebnisse wurden im aktualisierten Abschnitt zur Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit der Betaferon-Fachinformation berücksichtigt.

Ziel der Studie
Ermittlung der Prävalenz und Vergleich unerwünschter Schwangerschaftsausgänge bei Frauen mit MS, die IFNß ausgesetzt waren, und Frauen mit MS, die nicht DMT-exponiert waren.
Methode
- Design: registrierbasierte Kohortenstudie
- Datenquelle: Gesundheitsregister aus Finnland (1996-2014) und Schweden (2005-2014)
- Teilnehmende: Frauen mit MS, die sechs Monate vor oder in der Schwangerschaft eine IFNß-Verschreibung erhalten hatten (IFN beta-Exposition), und Frauen mit MS, die in dieser Zeit keine DMT verschrieben bekommen hatten (keine Exposition)
- Zielgrößen: Schwerwiegende unerwünschte Schwangerschaftsausgänge, definiert als:
Schwangerschaftsabbruch wegen fetaler Fehlbildung, Lebendgeburt mit schwerer angeborener Fehlbildung oder Todgeburt.
Analyse
Beschreibung und Vergleich der Schwangerschaftsausgänge zwischen IFN beta-exponierten und nicht DMT-exponierten Frauen mit MS
Ergebnisse
Es wurden insgesamt 2.831 Schwangerschaften identifiziert. Unter diesen waren 797 nur mit IFN beta exponiert und 1647 nicht DMT-exponiert. Schwerwiegende unerwünschte Schwangerschaftsausgänge
- Prävalenz:
- 2,2% (95% CI 1,3-3,6%) bei IFNß-exponierten Schwangerschaften
- 4,0% (95% CI 3,0-5,2%) bei Schwangerschaften, die keiner DMT ausgesetzt waren
- Relatives Risiko (95% CI): 0,55 (0,31–0,96)

Schlußfolgerung
Diese große bevölkerungsbasierte Studie zeigte keine Hinweise darauf, dass bei Frauen mit MS eine Exposition mit Interferon beta sechs Monate vor oder während der Schwangerschaft zu einem Anstieg der Prävalenz unerwünschter Schwangerschaftsausgänge führt im Vergleich zu Frauen mit MS, die in dieser Zeitspanne nicht gegenüber einem DMT-exponiert waren.
Hakkarainen KM et al., Ther Adv Neurol Disord. 2020;13:1756286420951072. doi: 10.1177/1756286420951072
Seit September 2019 kann Interferon beta auch während einer Schwangerschaft, wenn es medizinisch indiziert ist, und in der Stillzeit eingesetzt werden.
Ausführliche Informationen dazu finden Sie in unserem Themen-Special: Stillen unter Interferon Beta und der Betaferon-Fachinformation.