Update zu meinem Studium
Mit 32 Jahren habe ich beschlossen, beruflich nochmal einen anderen Weg einzuschlagen. Ursprünglich bin ich gelernte Krankenschwester und liebe diesen Beruf. Mit zwei kleinen Kindern, der MS und einem selbstständigen Mann ist das eine große Herausforderung. Mein neuer Weg: Das Studieren!
Während meines Studiums mache ich drei Abschlüsse: Entspannungspädagogin, Ernährungsberaterin und Gesundheitsberaterin/-pädagogin. Mein Ziel ist es, mich als Gesundheitsberaterin irgendwann selbstständig machen zu können.
Wenig Zeit, viele Verpflichtungen – und dann auch noch Studieren?
Dass es mit Kindern, der neuen Selbstständigkeit meines Mannes und dem (manchmal hektischen) Alltag herausfordernd wird, war mir von Anfang an bewusst. Ehrlicherweise laufen hier die Wochen mal nach Plan und andere natürlich so überhaupt nicht. Zeitdruck ist etwas ganz Blödes für mich und es stresst mich enorm, da ich es nicht mag, wenn ich unter Druck stehe. Deshalb war mir die zeitliche Flexibilität während meines Studiums enorm wichtig. Mein Studium läuft regulär bis Mitte 2024, kann aber bis Anfang 2026 verlängert werden – die Kosten bleiben gleich. Aufgrund der MS weiß ich, dass immer irgendwas dazwischenkommen kann und falls ich aus gesundheitlichen Gründen oder privaten Dingen eine Pause brauchen sollte, könnte ich sechs Monate pausieren. Diese Punkte habe ich im Vorfeld geklärt, um Sicherheit und weniger Druck gewährleisten zu können.
Studium im Alltag – Zwischen Kinderbetreuung und Prüfungen
Mit Kindern ist das Planen natürlich auch immer so eine Sache... Ich erinnere mich, als ich relativ neu im Studium war, waren die Kinder direkt drei Wochen am Stück krank. Das Lernen blieb dann auf der Strecke. Da ist dann einfach so, und damit kann ich umgehen.
Die Kinder gehen bis 13 Uhr in den Kindergarten und so versuche ich in einer normalen Woche, mindestens zwei Tage von morgens bis mittags, Zeit für mein Studium einzuplanen und die Studienbriefe abzuarbeiten.
Neulich habe ich mich zum Lernen hingesetzt und festgestellt, es funktioniert heute überhaupt nicht – denn es gibt Tage, da habe ich einfach weniger Konzentration als an anderen. Wenn ich das bemerke, mache ich einen Cut, denn dann hat es wenig Sinn. Ich persönlich schaffe es auch nicht, fünf Stunden am Stück zu sitzen und zu lernen. Ich mache lieber immer wieder Pausen zwischendurch und kann mich danach wieder besser konzentrieren.
In den Pausen esse ich etwas, gehe duschen, mache Wäsche, gehe in den Garten, ...
Im Oktober beginne ich mit den Wochenendseminaren - vier Stück muss ich insgesamt absolvieren. Dafür muss ich mich mit meinem Mann absprechen, sodass zeitlich jemand für die Kinder da ist. Doch auch hier habe ich durch das flexibel gestaltete Studium keinen Zeitdruck. Ich habe mich deswegen für ein Wochenende im Oktober angemeldet, eines im November und eines im Dezember. Das vierte werde ich wohl im Januar oder Februar machen. Mittags bzw. nachmittags möchte ich voll für die Kinder da sein. Diese haben schließlich auch Programm, Kinderturnen, Chor, Spielbesuche, Physiotermine usw. Das benötigt manchmal etwas Organisation, bekommen wir aber in der Regel mit Hilfe von Freunden und Nachbarn immer gut hin.
Die eigene Praxis meines Mannes hingegen, verursacht einen größeren Druck bei uns.
Plötzlich sind wir nicht mehr nur für uns selbst verantwortlich, sondern auch für Angestellte. Dazu kommen auch noch finanzielle Investitionen für die Arztpraxis, die natürlich ins Geld gehen. Hinzukommt eine Menge Papierkram, der erledigt werden muss. Ich kümmere mich z.B. um die Buchhaltung, schreibe Rechnungen, bestelle Praxisbedarf. Es ist zudem schon häufiger vorgekommen, dass jemand vom Personal ausgefallen ist, sodass ich eingesprungen bin, um meinem Mann zu helfen.
Gesundheit – Wie geht’s meiner MS mit dem Studium?
Wir setzten aktuell ganz klar Prioritäten, denn sonst würde es nicht so gut funktionieren. Ich brauche niemandem zu sagen, dass die Gesundheit das Wertvollste und Wichtigste ist, was wir haben. Deshalb stoppe ich auch sofort, wenn ich das Gefühl habe, es wird mir jetzt zu viel. Ich nehme mir dann bewusst Zeit für mich und pausiere eine Woche mit dem Lernen. Da kommt mir wohl auch aktuell das Studium zur Entspannungspädagogin zugute. Die Selbstfindungsphase in Progressiver Muskelentspannung und Autogenem Training tut mir unglaublich gut und hilft mir dabei, im Alltag richtig abzuschalten. Ebenfalls profitiere ich von vielen kleinen Tipps, die im Alltag für eine kurze Entspannung sorgen.
Meine MS ist aktuell (toi, toi, toi) ruhig. Wenn ich Symptome habe, ist ganz klar „Stopp“ angesagt. Die Woche, in der ich meine Infusion für die MS bekomme, plane ich auch immer etwas ruhiger.
An den Vormittagen, an denen ich frei habe, mache ich den Haushalt, gehe einkaufen und nehme mir ganz bewusst Zeit für mich, um wieder Kraft zu tanken und präventiv etwas Gutes für mich und meine Gesundheit zu tun. Außerdem nehme ich mir täglich Zeit für kleine Sporteinheiten. Mir geht es zurzeit gut und die Herausforderungen machen mir auch wirklich Spaß.
Die Kinder sind im Kindergarten und ich habe das Gefühl, wertvolle Dinge zu schaffen - das gibt mir Bestätigung. Zumal gerade auch das Studium sehr interessant für mich ist und ich viel Neues lernen darf.
Wann ich mein Studium beenden möchte, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht - das würde mich nur unter Zeitdruck setzen. Wenn ich etwas durch die MS und von den Kindern gelernt habe, dann ist es: Langfristige Planungen sind kompliziert.
Neue Ziele
Ehrlicherweise dachte ich zu Beginn, dass ich das Studium zur Entspannungspädagogin abschließe und fertig. Diesen Teilabschluss brauche ich, um mich Gesundheitsberaterin/-pädagogin nennen zu dürfen. Mittlerweile macht es mir aber so viel Spaß, präventiv gegen Stress vorzugehen, dass ich Anfang/Mitte nächsten Jahres (mit dem Abschluss Entspannungspädagogin) Entspannungskurse für Erwachsene und Kinder anbieten möchte.
Das ist auch ein Vorteil des Studiums: Sobald ich ein Modul abgeschlossen habe, kann ich darin schon selbstständig arbeiten. Wenn es so weit ist, werde ich darüber schreiben und dich auf dem Laufenden halten.
Aber nun lasse ich den Alltag mal wieder sein und verabschiede mich in den Urlaub. Ohne Lernen, keine Verpflichtungen, ohne Arbeit... Nur wir, die einfach in den Tag reinleben... Familienzeit!
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