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MS-Kolumne

Multiple Sklerose und mein Jahresrückblick

Nadines Kolumne

Zum Ende des Jahres lasse ich gerne alles was anstand Revue passieren. Ich blicke etwas wehmütig, froh und stolz zurück. Dieses Jahr hat so ziemlich alles für uns bereitgehalten, was möglich ist. Ich war schwanger mit meinem zweiten Sohn. Wenn ein Kind kommt, ist es immer aufregend, auch wenn es das zweite ist. Ich war sehr gespannt und nervös, wie es mit beiden werden würde. Kann ich das zweite Kind auch so lieben, wie das erste? Oh ja, ich kann! Die Liebe teilt sich nicht, sie verdoppelt sich – wirklich! Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte im Vorfeld keine Angst vor dem Wochenbett gehabt. Im Wochenbett ist die Schubrate erhöht. Was ist wenn...? Ich habe noch ein Kleinkind, das mich braucht. Meine Kinder trennen 25 Monate. Da ich aber schon etwas „erfahren“ bin, war ich dem Wochenbett gegenüber positiv gestimmt und fühlte mich sicherer, als beim ersten Baby. Schließlich hatte ich schon eines ohne Schub überstanden. Es kommt sowieso immer anders, als man denkt. Was das angeht, scheine ich eine echte Expertin zu sein.

 

Ja so war das. Am 11.6. wusste ich nicht, dass sich mein Leben an dem Tag noch ändern wird. Ich hatte eine „Routine-Untersuchung“ in der Klinik. Mein Mann war arbeiten, ich hatte einen Babysitter für Emil und bin völlig planlos zur Untersuchung. Dann der Schock: Die Ärztin machte einen Ultraschall und sagte mir relativ schnell „Da stimmt etwas nicht“. Ich machte wohl alle Gefühlswelten durch, die es gibt. Knappe 3 Stunden später war ich Mama von zwei kleinen Jungs. Theo wurde per Notkaiserschnitt geholt. Warum? Er war die letzten 14 Tage nicht mehr gewachsen – ein sehr schlechtes Zeichen. Die Plazenta funktionierte scheinbar nicht mehr wie sie sollte und er bewegte sich kaum. Das CTG war schlecht. Im Vorfeld wurde ich aufgeklärt, dass er direkt auf die Intensivstation geht. Er kam mit nur 1770g und 42 cm auf die Welt und war trotz seines niedrigen Gewichts glücklicherweise relativ fit. 10 Tage stand unser kleiner Theo unter Überwachung und war dafür an lauter Kabel und Monitore angeschlossen. Ein schreckliches Bild für eine Mutter. Ich war 24 Stunden am Tag bei ihm. Die ersten Tage habe ich nur funktioniert, war wie in Trance. Ich habe nicht geschlafen vor Sorge, Angst und Monitorklingeln. Das war wirklich Stress und psychisch war ich auch am Ende. Dann immer die Frage, ob alles gut ist? Teilweise hing ich ziemlich in der Luft. Ich dachte schon, das wäre es, wenn die MS jetzt noch zuschlägt! Den Gedanken hab ich nach hinten geschoben, denn schließlich waren andere Dinge in dem Moment noch wichtiger und ich musste einfach da sein und eben funktionieren. Trotzdem hatte ich natürlich Angst davor. Die MS hat mich in Ruhe gelassen – Gott sei Dank! Dafür bekam ich Gürtelrose, auch nicht angenehm, aber besser als ein Schub. 

 

Nach 3 Wochen war ich das erste Mal alleine mit beiden Kindern, da mein Mann wieder arbeiten musste. Es hat von Anfang an sehr gut mit beiden Jungs geklappt. Emil liebt Theo abgöttisch und ist ein ganz lieber großer Bruder. Sicher gibt es hier auch anstrengende Tage, aber das ist ja auch völlig normal – oder?! Wenn ich die beiden so beobachte, bin ich nur dankbar, sehr stolz und mein Herz geht auf. Die Geburt von Theo hat sicherlich mein Jahr 2019 am allermeisten geprägt. 

 

Aber auch ein weiteres Highlight veränderte 2019 mein Leben: Unser neues Zuhause. Schon eine ganze Weile haben wir uns Häuser angesehen, bestimmt schon zwei bis drei Jahre. Bisher war aber nie das passende für uns dabei. Bis Juli 2019. Dieses Haus war es einfach, das lang gewünschte Zuhause für unsere kleine Familie – und dann ging alles sehr schnell. Im Oktober sind wir schon umgezogen. Mit Kleinkind und Baby ist das natürlich reichlich chaotisch. Darüber habe ich ja bereits in einem anderen Beitrag berichtet (Umzugschaos mit MS). Die Umstellung von Stadt auf Land fiel mir anfänglich sehr schwer. Mittlerweile fühle ich mich hier aber sehr wohl und genieße die Ruhe. 

 

Ja – die Geburt und der Hauskauf waren die größten Ereignisse für mich 2019. Es war viel los dieses Jahr – das lässt sich nicht anders sagen. Ich bin unglaublich dankbar, dass mit Theo alles gut gegangen ist und meine MS mich trotz der Ausnahmesituationen verschont hat. Toi, toi, toi, dass es 2020 etwas ruhiger verläuft und ich meinem Körper ein wenig Entspannung gönnen kann, damit es auch so bleibt. Trotzdem stehen natürlich auch dieses Jahr ein paar Ereignisse an: Emil kommt 2020 in den Kindergarten, das wird spannend für uns alle. Ich werde außerdem wieder mit der Therapie beginnen. Bald erwartet mich mein erstes Kontroll-MRT seit der Schwangerschaft – ich bin schon ziemlich gespannt. Im August fahren wir dann in den Urlaub. Darauf freue ich mich sehr! 

 

Alles in allem möchte ich euch noch eine Weisheit für das neue Jahr mitgeben: Die MS und mein Leben hat mich die letzten Jahre gelehrt, dass es immer weiter geht. Für viele ist der Jahreswechsel immer die Möglichkeit für einen Neubeginn. Für mich nicht. Ich weiß, wenn heute ein schlechter Tag ist, muss es morgen nicht so sein. Jeden Tag haben wir die Möglichkeit irgendetwas zu ändern. Deshalb sind klassische Vorsätze nichts für mich. Dennoch wünsche ich mir ein ruhiges und entspanntes Jahr. Sicher, mehr Sport und eine gesündere Ernährung ist nie verkehrt. In diesem Sinne wünsche ich allen Menschen ein frohes neues Jahr. Viel Gesundheit und lauter gute Tage. Habt Ihr Vorsätze? Dann wünsche ich, dass diese in Erfüllung gehen.

 


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