MS und Schlaf
Wie Essen gehört Schlaf zu unseren Grundbedürfnissen. Wir verbringen ungefähr ein Drittel unseres Lebens schlafend. Das Schlafbedürfnis eines gesunden Erwachsenen liegt bei sieben bis acht Stunden – einigen reichen auch sechs Stunden Schlaf.
Die verschiedenen Schlafphasen
Ein gesunder Schlaf ist gekennzeichnet durch einen Wechsel von verschiedenen Schlafphasen. Es gibt die Einschlaf-Phase, die Leichtschlaf-Phase, die Tiefschlafphase und die REM-Phase.
In der Einschlafphase – also die ersten Minuten während des Einschlafens – fahren wir unseren Organismus runter. Unsere Atmung und der Pulsschlag verlangsamen sich und wir werden schwer. Darauf folgt die Leichtschlafphase, die tatsächlich etwa die Hälfte unseres Schlafes ausmacht. Unsere Hirnaktivität ist beschränkt, die Muskeln entspannt und das Bewusstsein abgeschaltet. In der Tiefschlafphase erholen wir uns besonders gut. Untersuchungen belegen, dass die Tiefschlafphase für die körperliche und geistige Erholung die wertvollste Phase ist. Dazu gehört auch die REM Phase. Sie wird auch die Traumphase genannt. Sie verdankt ihren Namen den schnellen Augenbewegungen, die für diesen Schlafabschnitt typisch sind – REM= Rapid Eye Movement. Die Hirnaktivität beschleunigt sich in dieser Phase erheblich. Schlafforscher gehen davon aus, dass vor allem emotionale Sinneseindrücke und Informationen verarbeitet werden.
Der Ablauf dieser Schlafphasen wiederholt sich bei einem gesunden Menschen mit einem gesunden Schlaf mehrfach pro Nacht. Ein vollständiger Zyklus der Phasen dauert etwa eineinhalb Stunden (50 Minuten Einschlaf- und Leichtschlafphase, gefolgt von 40 Minuten Tiefschlaf und REM-Phase).
Aktuell geht man davon aus, dass 25 bis 55 Prozent aller MS-Patient:innen an Insomnie (krankhafte Schlaflosigkeit) leiden. Ein erholsamer Schlaf ist sehr wichtig für die Gesundheit und Lebensqualität. Schlafstörungen hingegen können sich negativ auf die Gesundheit und vor allem auf die MS auswirken.
Auswirkungen von Schlafstörungen
- Schlaf stärkt unser Immunsystem und Schlafstörungen schwächen es hingegen erheblich.
- Die Konzentrationsfähigkeit nimmt ab.
- MS Symptome nehmen zu.
- Tagsüber häufig auftretende Fatigue
- Kognitive Fähigkeiten sind beeinträchtigt.
- Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Herzinfarkt oder Bluthochdruck sind wahrscheinlicher.
- Können Depressionen begünstigen.
Häufigste Schlafstörungen bei MS
In einer Studie aus den USA die unter dem Namen „The Underdiagnosis of Sleep Disorders in Patients with Multiple Sclerosis“ veröffentlicht wurde, litten 38 Prozent der Betroffenen an Schlafapnoe (Atemaussetzer), bei 37 Prozent war das Restless-Legs-Syndrom Schuld an der Schlaflosigkeit und bei 32 Prozent eine chronische Ein.- und Durchschlafstörung.
Restless-Legs-Syndrom (RLS)
Das RLS kommt bei MS Patient:innen gehäuft vor und kann Ursache einer Schlafstörung sein. Betroffene leiden an unruhigen Beinen und haben einen Bewegungsdrang; sie verspüren Missempfindungen wie Kribbeln an den Extremitäten.
Aktuell wird davon ausgegangen, dass Schäden am Rückenmark oder Nebenwirkungen von Medikamenten verantwortlich für das RLS sind.
Mögliche Ursachen für Schlafstörungen bei MS
- Blasenstörung
- Schmerzen
- Restless Legs
- Depression
- Nebenwirkungen von Medikamenten
Nützliche Hinweise und Tipps
- Blasenstörung: Versuche abends nicht mehr so viel zu trinken und gehe vor dem Zubettgehen nochmal auf die Toilette. Sollte keine Besserung eintreten lass es unbedingt abklären und behandeln.
- Schmerzen: Häufig wird die nächtliche Ruhe aufgrund einer Spastik erheblich gestört. Dies kann evtl. physiotherapeutisch und ggf. medikamentös behandelt werde. Kläre das mit deinem Arzt ab.
- Depression: Zu diesem Krankheitsbild gehört häufig eine gestörte Schlafstruktur. Besonders das Einschlafen fällt Betroffenen schwer. Abhilfe schaffen kann eine Verhaltenstherapie. Vorsicht, manche Antidepressiva können Schlafstörungen auslösen.
- Restless-Legs-Syndrom: Wenn du unter RLS leidest, solltest du möglichst auf Alkohol, Zigaretten und koffeinhaltige Getränke verzichten. Dies kann RLS verstärken. Sprich auch hier deinen Arzt an.
- Medikamente: Einige Medikamente können ebenfalls Auslöser für Schlafstörungen sein. Zum Beispiel wenn du einen Schub hast und gerade Cortison erhältst, wirst du wahrscheinlich Schlafprobleme haben. Einige Schmerzmittel, Antidepressiva oder Blutdrucksenker können auch dafür verantwortlich sein. Sprich deinen Arzt an.
Das kannst du tun:
- Eine Einschlaf-Routine entwickeln.
- Erst zu Bett gehen, wenn du schlafmüde bist.
- Versuche zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen und morgens zur selben aufzustehen.
- Nachmittags keine koffeinhaltigen Getränke mehr trinken.
- Alkohol ist kein Einschlafhelfer. Alkohol zerstört den Schlafablauf und bringt keinen erholsamen Schlaf.
- Achte auf eine ruhige Schlafumgebung.
- Lies beim Zubettgehen ein Buch. Handy, Computer oder Fernsehen haben beim Einschlafen nichts zu suchen.
Ich selbst habe aktuell keine Schlafprobleme, aber immer mal wieder keine erholsamen Nächte. Wenn zum Beispiel ein Schub vorlag und dieser mit Cortison behandelt wurde, dann habe ich wirklich Schlafprobleme (siehe "MS-Schub und Kortisontherapie"). Das vergeht zum Glück nach einiger Zeit. Und ich verzichte ab nachmittags auf koffeinhaltige Getränke. Was mir beim Einschlafen wirklich hilft: Ich fasse das Handy im Bett nicht mehr an und lese stattdessen ein Buch!
Ich hoffe ich konnte dir etwas helfen. Ein gesunder Schlaf ist sehr wertvoll und wichtig. Nicht nur für die Gesundheit sondern auch für die Lebensqualität. Aber ich bin keine Expertin und kann dir nur Anregungen mitgeben. Solltest du an Schlafstörungen leiden, besprich das unbedingt mit deinem Arzt.
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