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MS-Kolumne

Fatigue - mehr als nur müde

Nadines Kolumne

Fatigue ist eines der häufigsten MS-Symptome und sicher auch eines der nervigsten.


Unter Fatigue verstehen wir eine anhaltende Müdigkeit, Erschöpfung oder Antriebslosigkeit, die sich durch Schlaf und Ruhe nicht vertreiben lässt.


Wenn du mir folgst, weißt du, ich bin Mama von zwei kleinen Kindern. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich oft müde bin – sehr müde. Manchmal frage ich mich: Ist das die Fatigue oder einfach Müdigkeit? Meist kann ich es jedoch recht gut unterscheiden und weiß damit umzugehen bzw., weiß, was es auslöst oder mir hilft.


Wenn ich müde bin, bin ich müde. Bei Fatigue ist es irgendwie noch einmal eine Stufe Stärker. Mein Geist und Körper sind so unendlich müde. Jede Bewegung ist anstrengend und ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen. Dies tritt in der Regel plötzlich auf.


Wie du siehst, fällt es mir schwer, Fatigue konkreter zu fassen. Mein Körper fühlt sich an, als hätte ich Nächte durchgetanzt oder als wäre ich einen Marathon gelaufen. Ich sage meist zu meinem Mann, „Ich fühle mich als hätte mich ein LKW überrollt.“ Wenn die Fatigue auftaucht, ist es mir nicht mehr möglich, den Alltag normal zu gestalten. Ich habe dann keine Kraft für den Spielplatz oder eine Verabredung. Was mir dann wirklich hilft, ist ein Powernap (Tagschlaf/ Kurzschlaf). Zugegeben, ich mache den Kindern dann einen Film an, lege mich dabei auf die Couch und schließe meine Augen – das hilft, auch wenn es nur ein paar Minuten sind.


Aktuell habe ich die Fatigue zum Glück gut im Griff. Sie ärgert mich kaum im Alltag.

 

Das kann bei mir Fatigue auslösen:

  • Hitze
  • Wetter-/Temperaturwechsel
  • Wenig Schlaf
  • Schweres und ungesundes Essen
  • Infekte
  • Stress/Ärger

 

Das hilft mir:

  • Ärztliche Beratung: Erzähle deinem Neurologen oder deiner Neurologin von deiner Fatigue. Sicherlich hat er oder sie weitere Tipps für dich parat.
  • Online-Programm Elevida: Elevida ist ein interaktives Online-Gesundheitscoaching für MS-Erkrankte, die mit Fatigue zu kämpfen haben. Du erhältst dort Übungen und Methoden, um deine Fatigue individuell zu mindern. Dein Neurologe oder deine Neurologin kann dir ein Rezept für Elevida ausstellen, dann ist es für dich kostenfrei. Ich selbst habe noch keine Erfahrungen damit.
  • Sport: Ich mache jeden Morgen 15 bis 30 Minuten Sport. Ich bin dann tagsüber sehr viel wacher, konzentrierter und fitter. Die Verbesserung merke ich so extrem, das alleine dieses „gute Gefühl“ über den Tag meine größte Motivation ist.
  • Schlaf: Ich achte auf ausreichend Schlaf. Nicht selten (etwa ein- bis zweimal die Woche) lege ich mich gegen 20 Uhr mit den Kindern ins Bett, um zu schlafen. Mein Körper braucht die Ruhe.
  • Ruhepausen: Am Tag versuche ich auf kleine Pausen zu achten. Nicht nur ich brauche diese Pausen, sondern die Kinder ebenfalls. Wir setzen uns in Ruhe hin, schauen uns ein Buch an, puzzeln oder gucken auch mal eine Runde Fernsehen.
  • Kaffee: Zugegeben ich gehöre zu den Kaffeejunkies und trinke drei bis vier Tassen täglich. Ob das enthaltene Koffein mir wirklich noch hilft, weiß ich nicht – ich bilde es mir aber ein. 😊
  • Leichtes und gesundes Essen: Damit geht es mir und meiner MS wesentlich besser. Wenn ich so schwere Sachen esse, die nicht gut verdaulich sind, werde ich schnell müde. Zu vielen Süßigkeiten triggern meine Symptome. Aber keine Sorge, auch ich nasche hin und wieder gern und gönne mir auch mal eine deftige Mahlzeit; jedoch alles in Maßen.
  • Kühlweste: Schon lange kann ich Hitze nicht mehr gut vertragen. Ich leide stark unter dem Uhthoff Phänomen und wenn das ausgelöst wird, schlägt auch die Fatigue voll zu. Bei mir ist das nicht nur im Sommer der Fall. Es reicht schon, zu heiß geduscht zu haben. Deshalb achte ich auf lauwarme Temperaturen beim Duschen. Baden kann ich schon seit Jahren nicht mehr und wenn es warm ist, trage ich meine Kühlweste.
  • Powernap (Kurzschlaf/ Nickerchen): Wenn tagsüber wirklich nichts mehr geht, hilft nur noch ein Powernap. Ein paar Minuten können schon Wunder bewirken. Ideal sind Schläfchen zwischen 10 und maximal 20 Minuten; auf jeden Fall solltest du nicht bis in die Tiefschlafphase gehen.
  • Entspannen: Mir hilft auch mal eine kleine Entspannungspause. Eine kleine Yoga-Einheit, eine kurze Meditation und schon fühle ich mich besser.
  • Raus an die Luft: Wenn ich merke, die Fatigue überkommt mich, aber ist noch nicht ganz so stark ausgeprägt, dann hilft auch ein kleiner Spaziergang. Wenn sie jedoch gleich voll ausgeprägt ist, dann kann ich mich auch nicht mehr aufraffen.


Leider wissen wir heutzutage noch nicht, warum oder wie es zu einer Fatigue kommt. Es scheint eine Vielzahl von möglichen Ursachen zu geben. Auffällig ist, dass überwiegend Menschen mit Multipler Sklerose, Rheuma und Krebs betroffen sind. Fatigue ist nicht zu unterschätzen. Sie kann den Alltag eines Menschen sehr stark beeinflussen. Es ist mehr als einfach nur müde sein. Die meisten Menschen können es nicht verstehen, weil sie es nicht haben und nicht kennen. Du wirst Sätze hören wie „Geh doch einfach mal früher ins Bett“, dass dir dies aber nicht hilft, scheint für viele unbegreiflich. Halte dich mit so etwas nicht auf. Höre auf dich und deinen Körper; du weißt, was für dich gut ist. Versuche deinem Umfeld die Fatigue näher zu bringen.

 

In einer älteren Kolumne habe ich dir das Basiswissen rund um die Fatigue zusammengefasst.
 


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