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MS-Kolumne

Einblicke in Logopädie, Physio- und Ergotherapie

Nadines Kolumne

Bei einem MS-Schub treten Entzündungen im zentralen Nervensystem auf. Das kann umfangreiche Folgen haben, denn das zentrale Nervensystem steuert quasi alles: Sehen, fühlen, bewegen, schlucken, Wasser lassen und vieles mehr. Die MS tritt dementsprechend oftmals über körperliche und kognitive Beeinträchtigungen zum Vorschein. Natürlich hoffen wir, dass sich immer alle auftretenden Symptome zurückbilden, aber leider und je nach Verlauf ist das nicht immer so.

 

Du hast gerade einen Schub und fragst dich vielleicht: Was wenn die Symptome nicht gleich wieder zurückgehen oder gar bleiben? In vielen Situationen hast du Anspruch auf professionelle Hilfe. Sprich deinen Arzt darauf an, was dir zusteht und was für deine jeweilige Situation sinnvoll wäre. Generell gibt es drei sehr wertvolle Berufsgruppen, von denen MS-Betroffene sehr profitieren können. Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Logopäden. Ich stelle dir heute diese drei äußerlichen Behandlungsmethoden, auch Heilmittel genannt, näher vor.

 

Grundsätzlich gilt: Besprich im Vorfeld mit deinem Neurologen, ob und welche Therapien für dich in Frage kommen. Werden dir diese Maßnahmen verordnet, dann übernimmt in aller Regel auch die Krankenkasse die anfallenden Kosten.

 

Physiotherapie

Der Begriff Physiotherapie kommt ursprünglich aus dem Altgriechischen, das Wort „phýsis“ bedeutet Natur oder auch Körper. In der Physiotherapie geht es grundsätzlich um die Wiederherstellung, Verbesserung und Erhaltung der körperlichen Bewegungs- und Funktionsfähigkeit. Das gelingt über spezifische Trainings, Übungen oder auch Massagen.

 

Das Ziel der Physiotherapie bei MS ist es, deine körperliche Beschaffenheit und Fähigkeiten so zu verbessern bzw. erhalten, dass du im Alltag zurechtkommst. Die körperlichen Einschränkungen, die durch die MS entstehen, können ganz unterschiedlich sein. Dein rechter Arm macht z.B. nicht was du willst, dein Gang ist manchmal unsicher oder deine Muskulatur verkrampft. Solltest du unter Muskelverkrampfungen leiden, kann eine Massage helfen. In den Sitzungen werden deine Muskelkraft oder Koordination trainiert, damit du wieder fest zugreifen, sicher laufen oder stehen kannst. Solltest du Blasenbeschwerden haben, scheu dich nicht es anzusprechen. Gezieltes Beckenbodentraining könnte dir helfen und verbessert deine Lebensqualität enorm. Ein Rezept für die Physiotherapie stellt dein behandelnder Arzt aus. Es ist sinnvoll darauf zu achten, dass im Rezept der Zusatz „ZN2“ eingetragen wird. Das bedeutet, dass du dann von einem Physiotherapeuten/einer Physiotherapeutin behandelt wirst, der/die eine neurologische Zusatzausbildung hat.

 

Ergotherapie

Das altgriechische Wort „érgon“ bedeutet Werk oder Arbeit. In der Ergotherapie wird die Handlungsfähigkeit kranker oder verletzter Menschen gefördert, damit sie bei alltäglichen Tätigkeiten zurechtkommen und (möglichst) selbstständig ihren Alltag bestreiten können. Für MS-Betroffene sind die Selbstversorgung und Unabhängigkeit im Alltag je nach Verlauf eine Herausforderung, die es zu meistern und erhalten gilt. Darunter fallen bereits alltägliche Dinge wie sich anziehen, die Körperpflege, essen, die Aufmerksamkeitsspanne und das Gedächtnis u.v.m. Um die Feinmotorik zu trainieren, zeigt der/die Ergotherapeut/in dir unterschiedliche Übungen und trainiert Bewegungsabläufe mit dir. Du lernst außerdem Hilfsmittel, die dich unterstützen könnten deren Einsatz kennen, wie zum Beispiel Gehstöcke, Rollatoren oder auch spezielles Besteck, welches dir die Benutzung von Messer und Gabel vereinfacht; es gibt auch spezielle Schneidebretter, bei denen man nur eine Hand zum Schneiden benötigt. Ergotherapie funktioniert ganzheitlich, das bedeutet, dass nicht nur die Beeinträchtigungen trainiert werden, sondern auch deine Aufmerksamkeit und Wahrnehmung auf deinen Körper und dessen Befindlichkeiten.

 

Nach meinem letzten Schub war meine Feinmotorik beeinträchtigt und ich hatte ziemliche Schwierigkeiten die kleinen Knöpfe bei den Anziehsachen meiner Kinder zu schließen. Ich habe meine Fingerfertigkeit viel mit meinen Kindern trainiert. Kneten, schneiden, Bügelperlen stecken, Perlen auffädeln, alles Mögliche, was ich gleichzeitig mit ihnen zusammen machen konnte.

 

ich habe schnell Verbesserungen bemerkt und bekomme den Alltag mittlerweile wieder sehr gut hin, hätte es jedoch länger gedauert, die Nachwirkungen meines Schubes in den Griff zu kriegen, hätte ich sicher professionelle Ergotherapie in Anspruch genommen.

 

Logopädie

Das altgriechische „lógos“ bedeutet Wort. Die Logopädie behandelt Sprach-, Stimm-, Hör- und Schluckstörungen. Das ist natürlich nicht nur für kleine Kinder relevant, die sprechen lernen oder Schwierigkeiten beim Essen und Trinken haben, sondern auch für Erwachsene. Nach einem Schlaganfall müssen manche Menschen z.B. das Sprechen neu lernen. Gerade Sprach- und Schluckbeschwerden sind Defizite, die auch durch die MS ausgelöst werden können. Um Sprachstörungen zu beheben, kann die Gesichts- und Kiefermuskulatur trainiert werden; auch die Sprechgeschwindigkeit oder Stimmlautstärke sind Hebel, die beeinflusst werden können, um Verbesserungen zu erzielen.

 

Bei Schluckstörungen kann es ebenfalls helfen, deine Muskulatur und Atmung zu stärken und die einzelnen Bewegungsabläufe des Schluckaktes zu trainieren. Dein/e Ergotherapeut/in kann dir viele wertvolle Tipps geben.

 

Hippotheraphie

Etwas spezieller und aus der Reihe fällt die Hippotherapie, das ist die physiotherapeutische Therapieform auf dem Pferd. Bei Bewegung.- und Koordinationsschwierigkeiten sowie bei Gleichgewichtsstörungen könntest du so eine Reittherapie in Erwägung ziehen, die Schwingungen des Pferderückens und der Rhythmus des Pferdeschrittes haben eine se positive Wirkung auf den Reiter. Die Hippotherapie verbessert deine Körperhaltung, deine motorischen Fähigkeiten und löst Verspannungen und Blockaden. Es gibt dir ein positives Körpergefühl.

 

Informiere dich aber im Vorfeld bei deiner Krankenkasse über eine mögliche Kostenerstattung oder Bezuschussung, denn diese Therapieform ist kostspieliger und wird regulär von den gesetzlichen Kassen nicht übernommen.

 

Vielleicht fragst du dich jetzt, ob ich schon einmal eine Therapie gemacht habe. – Nein, habe ich nicht. Deshalb kann ich dir nicht von eigenen Erfahrungen berichten. Ich war zwar während meiner Schübe auch körperlich eingeschränkt, jedoch trat bei mir zum Glück immer eine schnelle Besserung (toi, toi, toi) ein und ich bin im Alltag immer irgendwie zurechtgekommen. Eine Zeit lang trugen die Kinder einfach keine Pullis, bei denen ich Knöpfe schließen musste oder ich bat um Hilfe. Ich trainiere täglich meine Muskulatur, vor allem die in den Beinen – sozusagen zur Vorbeugung. Die Feinmotorik trainiere ich ebenfalls täglich mit den Mäusen, sie sind die besten Trainer...Wir machen viel mit Bügelperlen oder basteln. Ich habe wieder mit dem Stricken angefangen; wenn ich abends Zeit habe, mache ich das, es entspannt mich und tut mir echt gut.

 

Ich kann dir nur raten: Wenn du Defizite hast und daran arbeiten möchtest, nimm die Therapieangebote in Anspruch. Erkundige dich bei deinem Arzt. Häufig haben die Expert/innen noch ganz andere Tipps und Übungen für dich und können gezielt auf deine Bedürfnisse eingehen. Probiere es aus, es wird auf keinen Fall schaden, du kannst nur davon profitieren.

 

Zu diesen vorgestellten Heilmitteln gibt es interessante Podcastfolgen, die du hier findest.

 


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