Ein sehr ehrlicher Jahresrückblick 2022
Zum Jahresabschluss finde ich es immer spannend, noch einmal bewusst zurückzublicken und das Jahr Revue passieren zu lassen. Besonders, wenn es – wie bei uns – große Veränderungen und Herausforderungen gab. Ich habe dieses Jahr mit dem Studium begonnen und mein Mann hat sich selbstständig gemacht. Dass dieser Umbruch oft herausfordernd war und immer noch ist, kannst du dir sicher vorstellen. Aber beginnen wir von vorne.
Mein neues Hobby
Im Januar ging für uns alles recht entspannt los. Da ich schon immer mal Nähen lernen wollte, setzte ich dieses Ziel im Januar 2022 direkt in die Tat um. Ich besuchte einen Kurs für Nähanfänger, der mir so viel Freude bereitete, dass ich mich direkt für weitere Kurse anmeldete. Seitdem habe ich ein neues Hobby. Es macht mir unglaublich viel Spaß, kreative Ideen zu planen und anschließend aus schönem Stoff etwas Tolles zu zaubern. Zudem beruhigt mich die Konzentration an der Nähmaschine und fördert gleichzeitig meine Feinmotorik. Ich kann dir sagen, es ist gar nicht so einfach einen Faden richtig einzufädeln.
Zwei Urlaube der unterschiedlichsten Art
Im April stand dann die Praxisübernahme an. Deshalb beschlossen wir, mit den Kindern Ende März nochmal ruhige Tage im Center Park zu verbringen. Der geplante Kurzurlaub endete jedoch alles andere als entspannt. Unser Jüngster bekam nach dem Schwimmbadbesuch eine heftige Magen-Darm-Infektion. Da diese nicht besser wurde, traten wir vorzeitig den Heimweg an. Zuhause verschlechterte sich der Zustand zunehmend und der Kleine musste ins Krankenhaus gebracht werden. Ich war als Begleitperson mit im Krankenhaus, während mein Mann zuhause bei dem großen Kind geblieben ist. Genau zu diesem Zeitpunkt war die Praxisübernahme in vollem Gange. Es war chaotisch, aber die Gesundheit hat natürlich immer höchste Priorität. Der Kleine hat sich im Krankenhaus zum Glück nach ein paar Tagen erholt.
Da dieser Urlaub der totale Reinfall für uns alle war, wollte ich eine erholsame Reise nachholen. Spontan buchte ich über Ostern ein paar Tage auf einem Bauernhof im Schwarzwald. Die Vorteile: Keine lange Autofahrt, Tiere und eine nette Umgebung. Ich bin mit den Kindern allein losgefahren, da mein Mann noch arbeiten musste. Zugegeben, mir war zuerst etwas mulmig zumute, aber es hat alles super funktioniert und rückblickend war es eine echt schöne Erfahrung. Mein Mann kam zwei Tage später abends nach und wir genossen noch als Familie ein paar tolle Tage auf dem Bauernhof.
Eine schwere Zeit
Nach dem Urlaub ist mir zuhause dann ziemlich die Decke auf den Kopf gefallen. Ich wollte ursprünglich im April mit dem Studium starten, verschob es jedoch etwas nach hinten. Ich redete mir ein, dass es kein guter Zeitpunkt war, aufgrund der Praxisübernahme. Im Nachhinein weiß ich es besser und bin der Meinung, dass ich auch im April hätte starten können.
Die Kinder waren morgens also im Kindergarten und ich war zuhause. Das machte schleichend viel mit meiner Psyche. Irgendwann kamen unangenehme Gedanken hinzu: Ich fühlte mich als Versagerin, da der Haushalt auf der Strecke blieb. Ich merkte selbst, wie ich gereizter und weinerlich wurde. Hatte ich irgendeinen Termin, nervte mich das sehr und stresste mich irgendwie, obwohl ich eigentlich Zeit hatte. Zum ersten Mal in meinem Leben (neben der Zeit der Diagnose) hatte ich eine depressive Phase. Zum ersten Mal sage ich nun öffentlich, dass ich depressiv war und Hilfe brauchte. Mein Mann stand mir sehr zur Seite und ermutigte mich, Hilfe anzunehmen. Zuerst weigerte ich mich, Tabletten zu nehmen aber erkannte dann doch, dass sie mir dabei halfen, die Dinge anders – wieder positiv – zu sehen. Damit ich mich nicht so unnütz fühlte, übernahm ich einige Tätigkeiten in der Praxis, die mir persönlich guttaten und mich ablenkten.
Ich bin wieder Studentin
Im Juni, zwei Monate später als geplant, fing ich dann auch mit dem Studium an. Plötzlich hatte ich neben dem Haushalt wieder Aufgaben, die mich forderten; und das war genau das, was ich brauchte. Es macht mich glücklich, wenn ich mich Herausforderungen stellen kann und dabei noch Neues lernen darf. Als erster Teil-Studiengang stand die Entspannungspädagogik auf meinem Plan, von dessen Inhalten ich persönlich auch sehr profitiere. Neben Tipps zum Umgang mit Stress, entdeckte ich für mich die Progressive Muskelentspannung und das Autogene Training. Es machte mir so viel Spaß, dass ich schneller als gedacht mit den Studienbriefen fertig wurde.
In meinem Kopf hatte ich für meinen ersten Studienabschluss den Dezember anvisiert. Da ich aber mit den Studienbriefen fertig war, nahm ich Anfang November meinen Mut zusammen und machte die Prüfung vorzeitig. Was soll mir schon passieren?, dachte ich. Letztendlich habe ich mit „gut“ bestanden und bin stolz auf mich.
Zwischen Angst, Dankbarkeit und Vorfreude aufs nächste Jahr
Seit September arbeite ich nun doch sehr viel mehr in der Praxis mit als ursprünglich geplant, aber es bereitet mir auch viel Freude. Es ist nicht gelogen, wenn ich sage, zuhause ist es chaotisch oder unordentlich, aber: ich bin wieder glücklich und das ist die Hauptsache. Der Urlaub im wunderschönen Kroatien hat mir dabei geholfen, zu entspannen und Kraft für das restliche Jahr zu tanken.
Du siehst es ist nicht immer alles rosarot, wir alle haben ein Päckchen zu tragen. Gerade in der Zeit, in der es mir nicht gut ging, hatte ich Angst vor einem Schub. Vielleicht wartete ich auch darauf. Ich wurde zum Glück verschont. Die Angst, das im MRT etwas gefunden wird, war größer als sonst, aber auch hier habe ich Glück gehabt. Alle vier Wochen bekomme ich weiter meine Infusion, das gehört einfach zu meinem Leben. Am Anfang hatte ich nach den Infusionen immer mit starken Kopfschmerzen zu kämpfen, aber auch das ist vorbei. Wie ich im nächsten Jahr wieder mehr für mich und meine Gesundheit tun möchte, erfährst du in der nächsten Kolumne. 😊
Wir lernen aus negativen Erfahrungen und meist ergibt sich auch etwas Gutes daraus. Wenn ich zurückblicke, bin ich froh darüber, wie wir das Jahr als Familie gemeistert haben. Das nächste kann nur besser werden.
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