Blut- und Organspende mit MS

Heute geht es um ein gesellschaftlich wichtiges Thema, das zwar etwas spezieller ist, in Anbetracht der aktuellen "Blutknappheit" aber bestimmt dein Interesse weckt.
Blut spenden – geht das mit MS?
Wir MS-Erkrankte können leider keine BlutspenderInnen werden. Einer der Gründe ist die Einnahme von MS-Medikamenten. Da das Blut, das gespendet wird, auch Schwangeren oder Kindern verabreicht werden kann, muss ausgeschlossen werden, dass es keinen negativen Einfluss auf die EmpfängerInnen hat. Bei Autoimmunerkrankungen gilt nochmals eine besondere Vorsicht, da nicht ausreichend geklärt werden kann, welche Wirkung die Antikörper (oder auch die Medikamente) auf die EmpfängerInnen haben könnten. Daher gilt: Safety first.
Knochenmark/Stammzellenspende
Hier fallen wir ebenfalls raus. Der Grund dafür: Ziel bei einer solchen Spende ist es, die „kranken“ Zellen ausschließlich durch „gesunde“ Zellen austauschen zu wollen. Daher ist eine hervorragende Gesundheit des Spenders oder der Spenderin Voraussetzung für die Registrierung. Darüber hinaus könnte die Spende einen Menschen mit Erkrankung gesundheitlich überfordern oder einen Schub auslösen – das sollte natürlich verhindert werden.
Organspende mit MS – wirklich komplett ausgeschlossen?
In Deutschland stehen etwa 8.700 Menschen auf der Warteliste für ein Organ. Dabei gab es 2021 bundesweit 933 Organspender (Info).
Erst nachdem der Hirntod offiziell festgestellt wurde, kommt man als OrganspenderIn infrage. Während meiner Ausbildung zur Krankenschwester bekam ich die Möglichkeit, bei einer solchen Hirntoddiagnostik dabei sein zu können. Die Untersuchungen erfolgen nach klaren Regeln, die von der Bundesärztekammer definiert sind. Wusstet ihr, dass das ganze Prozedere ein paar Stunden oder aber auch mehrere Tage in Anspruch nehmen kann? Und dass für eine Organspende nicht nur die Blutgruppe, sondern auch Körpergröße, Gewicht und das Alter der beiden Menschen zusammenpassen muss?
Ob du es glaubst oder nicht, es lohnt sich einen Organspendeausweis auch mit MS zu besitzen. Da wir kein Blut und Stammzellen spenden dürfen, nehmen die meisten Menschen (auch Ärzte) an, dass wir für eine Organspende nicht infrage kämen. Selbst wenn du googelst, findest du diese Information. Aber andersrum finde ich auf Organspende-Seiten kein klares Statement, dass es komplett ausschließt. Dem wollte ich genauer auf den Grund gehen. So schrieb ich der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine Mail mit der Frage, ob ich mit Multipler Sklerose Organe spenden dürfte.
Die Antwort kam schnell:
„[…] Eine Organentnahme ist nur dann grundsätzlich ausgeschlossen, wenn bei einer verstorbenen Person eine akute Krebserkrankung oder bestimmte Infektionskrankheiten vorliegen. Bei allen anderen Erkrankungen entscheiden die Ärzte nach den erhobenen Befunden, ob eine Organ- und Gewebespende infrage kommt. Auch die Einnahme von Medikamenten ist kein grundsätzliches Ausschlusskriterium. Es ist aber hilfreich, Vorerkrankungen oder Allergien auf Ihrem Organspendeausweis im Feld "Platz für Anmerkungen/Besondere Hinweise" zu dokumentieren.“
Am Ende ist es also eine Einzelfallentscheidung. Vielleicht entscheiden sich die Ärzte dafür – vielleicht dagegen. Tatsächlich sind wir jedoch nicht komplett ausgeschlossen und könnten mit unserem Organspendeausweis Gutes tun. Hier kannst du dir kostenlos einen Ausweis erstellen.
Spenderpass für Forschungszwecke – Gemeinsam für eine Welt ohne MS
Der MS-Spenderpass funktioniert ähnlich wie ein Organspendeausweis. Jeder Mensch, der von MS betroffen ist, kann sich für die MS Brain Bank registrieren, sein Gehirn und/oder Rückenmark der Forschung zur Verfügung stellen (Keine Sorge, ihr könnt diese Entscheidung jederzeit widerrufen). Ziel des Instituts für Neuropathologie in Göttingen ist es, anhand der Spenden Multiple Sklerose und ihre Ursache und Folgeschäden genauer untersuchen zu können. Dabei werden die Areale des Gehirns ganz genau unters Mikroskop genommen. Die Daten der SpenderInnen werden geschützt und unter einem Pseudonym archiviert. Außerdem tragen die Angehörigen keine Extrakosten für die Überführung des Leichnams nach Göttingen.
Wenn dich das Ganze noch mehr interessiert, du Fragen hast oder sogar einen Ausweis beantragen möchtest, kannst hier alle Informationen über den Spenderpass nachlesen.
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