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MS-Kolumne

Anspruch auf eine Haushaltshilfe

Nadines Kolumne

Ich würde behaupten, jede Schwangere oder junge Mutter mit MS hat Angst vor der Situation, wenn sie Kind und Haushalt nicht mehr versorgen kann – ich kenne solche Ängste natürlich auch! Sie wurden bei mir mit der Zeit zum Glück immer leiser. Zudem hört man immer wieder, dass es Hilfestellungen gibt, wenn etwas sein sollte. Dieser Gedanke beruhigte mich bisher und damit beließ ich es auch.


Ich dachte immer, nur durch die MS in so eine Situation kommen zu können, in der ich auf Hilfe angewiesen wäre. Falsch gedacht! Ein falscher Schritt, ein blödes Umknicken und schon war mein Fuß von jetzt auf gleich gebrochen. Du siehst schon: Das hatte bei mir rein gar nichts mit MS zu tun – sowas kann jedem passieren!


Tja und nun befindet man sich in solch einer Situation. Was ist zu tun? Wie geht es weiter?

Als der Arzt mir in der Klinik mitteilte, dass mein Fuß gebrochen ist und ich diesen nicht belasten dürfe, sagte ich sofort: „Das geht nicht!“ Ich dachte, ich könnte den Umstand irgendwie wegdiskutieren. Das war natürlich völliger Quatsch und der nette junge Arzt konnte auch nichts dafür. Ich bekam also eine Gipsschiene von den Fußzehen bis kurz unter das Knie und Unterarmgehstützen. Tja, Haushalt und Kinder waren so nun eher schwierig zu bewältigen.


Zuhause recherchierte ich direkt im Internet, ob und inwiefern mir Hilfe zusteht und vor allem, wie ich sie beantrage. Ich dachte, mir bleibt keine andere Möglichkeit. Es hilft aber meist, zunächst etwas Abstand einzunehmen, um die Dinge klarer zu sehen. Meine Eltern sagten mir als Kind häufig: „Schlaf mal eine Nacht drüber, dann sieht die Welt schon anders aus.“ Sagen wir so: Ich musste drei bis vier Nächte schlafen um zu erkennen, dass meine Situation doch nicht so ausweglos war. Dank Familie, Freunden und Nachbarn.

 

Aber da ich mich die ersten Tage intensiv mit dem Thema „Haushaltshilfe“ auseinandergesetzt habe und nun weiß, wie es funktioniert und wie sie beantragt wird, teile ich diese Infos gerne mit dir.

 

Grundvoraussetzung
Nach §38 SGB V haben gesetzlich Krankenversicherte einen Anspruch auf Haushaltshilfe. Der Anspruch besteht grundsätzlich dann, wenn die haushaltsführende Person ausfällt (Unfall, Operation oder Verschlechterung einer Krankheit). Das heißt, niemand kann sich um die Wäsche kümmern, für die Kinder kochen, einkaufen, staubsaugen usw. Dieser Anspruch besteht auch, wenn sich die „haushaltsführende“ Person im Krankenhaus befindet, jedoch ist dann Voraussetzung, dass ein Kind unter 12 Jahren im Haushalt lebt.

 

Antragstellung
Für die Antragsstellung benötigst du ein paar Formulare. Am besten gehst du auf die Webseite deiner Krankenkasse. Bei einigen Kassen kannst du diese direkt online ausdrucken. Ich habe gleich bei meiner Krankenkasse angerufen und meine Situation geschildert. Dann wurde mir das entsprechende Formular sofort per Post zugeschickt, da ich keinen Online-Zugang hatte. Meine nette Ansprechpartnerin schickte mir ebenfalls per Mail Adressen von möglichen Einrichtungen, bei denen ich eine Haushalthilfe bekommen könnte.


Interessant zu wissen: Wenn Kinder unter 12 Jahren im Haushalt leben, gewährt die Krankenkasse für 26 Wochen eine Haushaltshilfe. Ansonsten nur für vier Wochen.
Wenn du das Formular für die Haushaltshilfe hast, musst du damit nun zu deinem behandelnden Arzt gehen, damit er es ausfüllt und deinen Anspruch bestätigt. Dann geht es zurück an die Krankenkasse.

 

Haushaltshilfe finden
Ich fing direkt an, die Einrichtungen abzutelefonieren. Ohne Erfolg. Entweder wohnte ich zu weit weg oder sie hatten aktuell keine freien Haushaltshilfen zur Verfügung. Sehr deprimierend war das Ganze. In meiner Umgebung scheint es wirklich sehr mau zu sein. Ansonsten sind weitere geeignete Ansprechpartner Sozial-, Haus- und Familienpflegestationen. Private Pflegedienste waren am Telefon ebenfalls sehr hilfreich und hatten noch weitere Adressen und Telefonnummern für mich. Leider alles ohne Erfolg.


Einige berichteten mir, dass die Kasse ihnen jemanden gesucht hatte. Also rief ich verzweifelt wieder bei der Krankenkasse an und schilderte, dass ich alle abtelefoniert hatte und mir keiner helfen konnte. Wir unterhielten uns etwas und schließlich fragte die freundliche Dame, ob mein Mann, jemand aus der Familie, Freunde, Nachbarn usw. nicht Haushalt und Kinderbetreuung übernehmen könnten? Sie würde mir sofort wieder entsprechende Formulare zuschicken. Ich überlegte und schließlich empfand ich es für die Kinder als beste Alternative. Sie müssten sich an niemand Neues gewöhnen. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich eine Haushaltshilfe für einen Zeitraum von „nur“ 14 Tagen suchte. Denn mein Mann, sowie meine Eltern hatten (wie der Zufall zum Glück wollte) auch Urlaub und konnten die meiste Zeit abdecken. Ohne dass ich in meinem Umfeld viel fragen musste, bekam ich unglaublich viel Hilfe angeboten, die ich dankend annahm. 

 

Auch wenn ich es zu Beginn nicht für möglich gehalten habe, haben wir die Zeit wirklich gut überbrücken können. Die einen haben uns was zu essen gebracht, die anderen sind mal zum Spielen für die Kinder gekommen oder holten die Kinder ab, um etwas mit ihnen zu unternehmen. Für den Zeitraum von 14 Tagen gut überbrückbar – wäre es aber länger gewesen, hätte ich zwingend professionelle Hilfe in Anspruch nehmen müssen.

 

Kostenübernahme und Erstattung
Wenn es sich um eine professionelle Haushaltshilfe handelt, rechnet die Kasse direkt mit ihr ab. Als professionell zählen: Karitative Einrichtungen, Familienpflegedienst oder auch private Organisationen. Du musst höchstwahrscheinlich die gesetzliche Zuzahlung leisten. Das sind 5 bis 10 Euro am Tag.


Wenn dein Ehe- oder Lebenspartner, deine Eltern oder Verwandte bis zum zweiten Grad deinen Haushalt weiterführen, wird deren Verdienstausfall bis hin zu dem Betrag, der für eine professionellen Haushaltshilfe anfällt, übernommen. Wenn Freunde oder Bekannte die Unterstützung übernehmen, beteiligt sich die Kasse in Form einer Aufwandsentschädigung.

 

Mein Fazit
Ich finde es sehr gut, dass es die Möglichkeit der Inanspruchnahme einer Haushaltshilfe gibt. Es ist so wertvoll und wichtig, jemanden in diesen Notsituationen zu haben. Alleine das Gefühl, ich bekomme Hilfe, wenn ich nicht mehr kann, ist Gold wert. Ehrlicherweise muss aber leider auch gesagt werden: Es scheint bei Weitem nicht genug Haushaltshilfen zu geben. Das ist traurig und sehr schade.


Wenn du nun an diesem Punkt bist, Hilfe brauchst und niemanden findest, besteh darauf, dass die Kasse dir jemanden sucht, das machen die. Ich wünsche dir aber natürlich, nicht in solch eine Situation zu kommen.


Ich hoffe, ich konnte dir einen kleinen Überblick verschaffen, wie das ganze abläuft und was du benötigst.

 


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